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Übergewicht durch Kohlenhydrate

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Übergewicht durch Kohlenhydrate

Schätzungen zufolge sind bis zu 60 % der Bevölkerung übergewichtig und die Zahl der Dicken nimmt ständig zu. Bereits jeder achte Grundschüler ist zu dick das eröffnet erschreckende Aussichten für die Zukunft. Abgesehen davon, dass Übergewicht ein ästhetisches Problem darstellt und die meisten Dicken alles darum geben würden, abzunehmen, so ist der "Rettungsring" um die Taille auch der erste Schritt zu einer ganzen Reihe von Erkrankungen.

Beinahe jeder Übergewichtige hat schon eine, oft sogar mehrere Diäten hinter sich, vermutlich anhand der Richtlinien, die seit Jahrzehnten in allen Medien gebetsmühlenhaft wiederholt werden: weniger Kalorien, vor allem, weniger Fett. Weniger Cholesterin, das ist schlecht für das Herz. Daraus entwickelte sich eine Kultur des Verzichts: Verzicht auf Butter, auf rotes Fleisch, auf Eigelb, auf alles, was einen "zu hohen" Fettanteil aufweist. Statt dessen sind Lebensmittel wie Reis und Nudeln, magerer Fisch sowie Geflügelfleisch populär geworden. Wer etwas auf sich hält und schlank sein will, der ernährt sich weitgehend damit.

Zugegeben, eine fettarme Ernährung bringt schnelle Resultate in Form von Gewichtsverlust und einem Abbau von Körperfett. Aber sie kann in einer strikten Form nicht lange durchgehalten werden. Antriebsschwäche, Mattigkeit und Kraftverlust sind bekannte und widerwillig akzeptierte Folgen einer Ernährung mit wenig Fett. Deshalb wird eine fettreduzierte Diät zur Gewichtsabnahme sehr oft vorzeitig abgebrochen. Wenn der Punkt erreicht ist, an dem man entweder mit seinem Körperfettanteil halbwegs zufrieden ist, oder wenn man einfach nicht länger Diät halten kann, wird wieder mehr gegessen. So gelangt man recht schnell an den Punkt, wo die nächste Diät ansteht. Dieser "jo-jo- Effekt" sorgt aber nicht nur dafür, dass der Status quo gehalten wird. Im Endeffekt werden die Leute durch häufige Diäten immer dicker.

Das klingt paradox, doch muss bedacht werden, dass bei einer herkömmlichen Diät das Fett- und das Muskelgewebe im gleichen Masse abgebaut werden. Ersteres verliert man ja gern, doch Muskeln sind "aktives" Gewebe, das selbst in Ruhe noch Kalorien verbrennt. Wenn nach der Diät wieder mehr gegessen wird, kann der Körper die Muskelmasse nicht so schnell ersetzen, wie sie verloren wurde. Er benötigt jetzt eigentlich weniger Kalorien, als vor der Diät - schliesslich hat die Muskelmasse ja abgenommen. So bleibt ihm nichts anderes übrig, als einen grösseren Teil der verzehrten Kalorien in die Fettdepots zu lenken; mehr als vor der Diät. Wenn das alte Gewicht wieder erreicht worden ist, sind die meisten Leute daher effektiv "fetter" als zuvor. Und mit der nächsten Diät beginnt der Kreislauf aufs Neue.

Viele Leute bemühen sich redlich, die ungeliebten Pfunde zu verlieren. Ein dauerhafter Erfolg ist ihnen meist nicht beschieden. Dabei liegt das Problem nicht darin, weniger zu essen, sondern richtig. Das Problem ist nicht das Fett, es sind die Kohlenhydrate. Wenn man auf Fett in der Ernährung weitgehend verzichtet, muss dieser Nährstoff durch Protein und Kohlenhydrate ersetzt werden. Und da zu viel Protein als ungesund gilt (ein Überschuss soll die Nieren belasten), wird das fehlende Fett überwiegend durch Kohlenhydrate ersetzt. Eine solche Nahrungszusammenstellung wird von er grossen Mehrheit der Ernährungswissenschaftler als "gesund" empfohlen, doch dabei werden die Grundbedingungen des Stoffwechsels ausser Acht gelassen.
Die Kohlenhydrate, die wir in Form von Zucker, Brot, Nudeln usw. verzehren, gelangen sehr schnell als Glucose in den Blutkreislauf; dieser "Blutzucker" versorgt Gehirn und Muskeln mit Energie. Allerdings wird nur ein Blutzuckerspiegel in sehr engen Grenzen toleriert. Steigt der Blutzuckerspiegel durch Kohlenhydrate aus der Nahrung über das obere Limit, sorgt Insulin dafür, dass der Überschuss zunächst in Leber oder Muskeln als Glycogen gespeichert wird (das ist die Speicherform der Kohlenhydrate; zwei Moleküle Glucose ergeben ein Molekül Glycogen). Doch die Aufnahmefähigkeit dieser Glycogenspeicher ist auf wenige Hundert Gramm beschränkt; was darüber hinaus an Kohlenhydraten zugeführt wird, wird durch Insulin in die Fettzellen eingelagert.

Sind die Glycogenspeicher erst einmal gefüllt - was bei einer kohlenhydratreichen Ernährung kein Problem darstellt - bleibt für die überschüssigen Kohlenhydrate nur eines übrig: Die Speicherung als Körperfett. Das allein könnte schon die Fettzunahme bei kohlenhydratreicher Ernährung erklären. Doch Insulin ist nicht nur vorrangig ein "Speicherhormon" für Fett, sondern auch, da alle Hormone in Paaren funktionieren (denken Sie an Testosteron und Östrogen mit ihren gegensätzlichen Wirkungen), der "Gegenspieler" von Glucagon. Insulin hemmt den Glucagonausstoss und umgekehrt: Bei einem hohen Glucagonspiegel wird kein Insulin ausgestossen. Das mag auf den ersten Blick nicht spektakulär erscheinen, doch es erklärt die stark Fettabbauende Wirkung einer kohlenhydratreduzierten Ernährung.

Wenn wir Insulin als "Speicherhormon" betrachten, ist sein Gegenspieler Glucagon als "Freisetzungshormon" zu sehen. Glucagon leitet die Freisetzung von Fettsäuren aus den Körperdepots zur Energiegewinnung ein. Damit ist dieses Hormon ein willkommener Alliierter im Kampf um weniger Körperfett.

Die Fettzellen verfügen über zwei Enzyme, die Fette transportieren, diese werden durch Insulin und Glucagon gesteuert. Lipoprotein-Lipase schleust Fettsäuren in die Fettzellen ein und sorgt dafür, dass sie dort bleiben. Das andere, Hormongesteuerte Lipase genannt, setzt Fettsäuren aus den Speicherzellen in das Blut frei. Insulin stimuliert die Lipoprotein Lipase und leitet so die Fettspeicherung ein, während Glucagon mithilfe der hormongesteuerten Lipase die Fettsäuren aus den Fettzellen freisetzt. Bei einem hohen Insulinspiegel kann kein Speicherfett freigesetzt werden; erst wenn der Insulinspiegel fällt, wird Glucagon aktiv und leitet die Fettverbrennung ein.

Insulin unterbindet die Fettverbrennung auch auf andere Weise: Neben den Muskeln setzen viele weitere Organe wie Herz, Leber, Nieren und Lunge zur Energiegewinnung Fette ein. Dazu werden im Blut zirkulierende Triglyzeride durch Enzyme auf der Zellmembran aufgespalten und die freigewordenen Fettsäuren durch Carnitin zu den Mitochondrien im Innern der Zelle transportiert. Dort werden sie zur Energiegewinnung oxidiert und "verbraucht". Insulin hemmt das Carnitin Transportsystem. So werden aus Fettsäuren wieder Triglyzeride gebildet, die ins Blut entlassen und den Fettzellen zur Speicherung zugeführt werden. An die Stelle der Fette tritt wieder Glucose zur Energiegewinnung. Bei einer Ernährung mit viel Kohlenhydraten verhindert Insulin auch auf diese Weise, dass Körperfett abgebaut wird.
Erst wenn der Blutzuckerspiegel unter die kritische Grenze fällt und keine neuen Kohlenhydrate verzehrt werden, schüttet die Bauchspeicheldrüse Glucagon aus. Dieses Glucagon setzt nun die in der Leber als Glycogen gespeicherte Glucose frei, sodass das Gehirn weiter kontinuierlich mit Blutzucker versorgt werden kann. Wenn die Glycogendepots in der Leber aber erschöpft sind, sorgt Glucagon dafür, dass Fettsäuren aus den Körperdepots aufgespalten werden; dabei entstehen Ketonkörper. Diese Ketonkörper dienen nicht nur der Energieversorgung des Gehirns, sondern werden von den Muskeln ebenfalls zur Energieproduktion genutzt.

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